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Stimmen

Celan: Sprachgitter I ("Stimmen") Kommentar

    Stimmen, ins Grün
    der Wasserfläche geritzt.
    Wenn der Eisvogel taucht,
    sirrt die Sekunde:

    Was zu dir stand
    an jedem der Ufer,
    es tritt
    gemäht in ein anderes Bild.

    *

    Stimmen vom Nesselweg her:

    Komm auf den Händen zu uns.
    Wer mit der Lampe allein ist,
    hat nur die Hand, draus zu lesen.

    *

    Stimmen, nachtdurchwachsen, Stränge,
    an die du die Glocke hängst.

    Wölbe dich, Welt:
    Wenn die Totenmuschel heranschwimmt,
    will es hier läuten.

    *

    Stimmen, vor denen dein Herz
    ins Herz deiner Mutter zurückweicht.
    Stimmen vom Galgenbaum her,
    wo Spätholz und Frühholz die Ringe
    tauschen und tauschen.

    *

    Stimmen, kehlig, im Grus,
    darin auch Unendliches schaufelt,
    (herz-)
    schleimiges Rinnsal.

    Setz hier die Boote aus, Kind,
    die ich bemannte:

    Wen mittschiffs die Bö sich ins Recht setzt,
    treten die Klammern zusammen.

    *

    Stimmen im Inneren der Arche:

    Es sind
    nur die Münder
    geborgen. Ihr
    Sinkenden, hört
    auch uns.

    *

    Keine
    Stimme - ein
    Spätgeräusch, stundenfremd, deinen
    Gedanken geschenkt, hier, endlich
    herbeigewacht: ein
    Fruchtblatt, augengroß, tief
    geritzt; es
    harzt, will nicht
    vernarben.
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Page last modified on February 08, 2009, at 12:45 AM