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Strophenformen(Die hier folgenden Beispiele sind entweder Goethes Gedichten entnommen, oder älter) Meistersangüberwiegend Bar-Form (3 Strophen), künstlerisch aber eher zu vernachlässigen, scheint mir. Kirchenliedvor allem im 16.Jahrhundert bedeutend - speist sich aus dem Volkslied, den lateinischen Vorlagen und dem Meistersang (z.B.: "Wie schön leuchtet der Morgenstern: Barform) Paarreimstrophe(ambrosianische Hymnenstrophe) 4 4hebige i.d.R. jambische Verse mit männl.Endung, aabb Erhalt uns HErr bey deinem Wort, Vnd steur des Bapsts vnd Türcken Mord Die Jhesum Christum deinen Son, Wolten stürtzen von deinem Thron Du siehst mich, Königin, zurück Der Reiche bettelt einen Blick Er sieht dich an und fühlt sogleich Sich bettelarm und fürstenreich. Schweifreimstropheaabccb, 3. und 6.Vers weibl., sondt männl. Nv ys de angenehme tydt, de Dach des Heyls vor ogen steit, ein Christen dartho trachte, Dath he vorgeues nicht de Gnad, entfange vnnd sick ewich schad, Syn sake hebb in achte. Da sind sie nun! da habt ihr sie Die Lieder ohne Kunst und Müh Am Rand des Bachs entsprungen Verliebt und jung und voll Gefühl Trieb ich der Jugend altes Spiel Und hab sie so gesungen. Lutherstropheababccx, b und x sind weibl., sonst männl. Wie der hirsch schreyet nach dem bach, Nach frischem wasser sere, Also schreyet mein seel vrwach, Zu dir Gott jmmer mere. Nach Gott dürstet mein seel geleich, Wenn wird ich kommen zu dem reich, Das ich Gots angsicht schawe. Es war ein Knabe frech genug War erst aus Frankreich kommen Der hatt ein armes Mädel jung Gar oft in Arm genommen Und liebgekost und liebgeherzt Als Bräutigam herumgescherzt Und endlich sie verlassen VolksliedstrophenIm Gegensatz zu Meistersang und Kirchenlied betonungszählend bei freier Senkungsfüülung: Jetzt gang I ans Brünnele trink aber nit Jetzt kauf I mir Dinten und Feder und Papier Es scheint eine Verbindung zu geben zwischen dem Volkslied und dem mittelalterlichen Minnesang - auch da keine strenge Alternation. Die einfachste Volksliedstrophe besteht aus 2 Langversen (Niebelungenliedstrophe), daher die Reimlosigkeit der 1. und 3. Zeile (die ursprünglichen Zäsurstellen. dort hoch auf jenem berge da get ein mülerad, das malet nichts denn liebe die nacht bis an den tag Die Volksliedstrophe bildet einen reichen Formbestand aus. Hildebrandsstrophe4 3hebige kreuzgereimte (auch axax) Verse mit abwechselnd weibl. und männl. Endung. Es waren zwei Königskinder die hatten einander so lieb sie konnten zusammen nicht kommen das Wasser war viel zu tief. Es war ein König in Thule Gar treu bis an das Grab Dem sterbend seine Buhle Einen goldnen Becher gab. Gibt es auch doppelt, mit 8 Versen. Chevy-Chase-Strophe4 abwechselnd 4 und 3hebige jambische Verse mit männl.Endung und Kreuzreim Willkommen liebe Sommerszeit Willkommen schöner Mai Der Blumen auf den Anger streut Und alles machet neu Von wem ich es habe, das sag ich euch nicht Das Kind in meinem Leib Pfui! Speit ihr aus: die Hure da! - Bin doch ein ehrlich Weib Eine Variante, wenn der 2. und 4.Vers nicht männl. sondern weibl. enden ist die: Vagantenstrophe4 abwechselnd 4 und 3hebige kreuzgereimte (auch axax) Verse mit abwechselnd männl. und weibl. Endung. "Es läutet beim Professor Stein..." Es war ein Kind, das wollte nie Zur Kirche sich bequemen Und Sonntags fand es stets ein Wie Den Weg ins Feld zu nehmen. Die gibt es auch trochäisch: Nur der Franzmann zeigt sich noch in dem deutschen Reiche Brüder nehmt die Keule doch daß er gleichfalls weiche (Kleist: Kriegslied der Deutschen) Romanzenstrophe4 4hebige Verse, trochäisch mit regulär weibl.Endung und Kreuzreim (im dt. in der 2. und 4. Zeile auch mit männl.Endung). (Suleikastrophe) Locken halten mich gefangen In dem Kreise des Gesichts Euch geliebten braunen Schlangen Zu erwidern hab ich nichts (Schenkenstrophe) Du, mit deinen braunen Locken Geh mir weg, verschmitzte Dirne! Schenk' ich meinem Herrn zu Danke, Nun, so küßt er mir die Stirne. Gibt es auch doppelt, mit 8 Versen. Schäferliedstrophe4 4hebige, jambische, kreuzgereimte Verse abwechelnd weibl. männl. endend So hab ich wirklich dich verloren? Bist du, oh Schöne, mir entflohn? Noch klingt in den gewohnten Ohren Ein jedes Wort, ein jeder Ton Fünfheberstrophe4 5hebige, jambische, kreuzgereimte Verse, abwechselnd weibl. männl. endend Behramgur, sagt man, hat den reim erfunden, Er sprach entzückt aus reiner Seele Drang; Dilaram schnell, die Freundin seiner Stunden, Erwiderte mit gleichem Wort und Klang FünfzeilerstropheDer erwartungsgemäß abschließende Reim wird "vertagt". Die Versmaße können sehr variiern. Euer Beifall macht mich freier, Mädchen, hört ein neues Lied. Doch verzeiht, wenn meine Leier Nicht von jenem heilgen Feuer Der geweihten Dichter glüht. Terzine3 5hebige alternierende Verse mit Auftakt (im ital. endecasillabo s.o., im dt. auch 10 Silben mit männl. Kadenz). Der Reim ist aba bcb cdc ..... yzy z (oder auch yzyz als 4Zeiler. Ritornell(der mittlere Vers bleibt reimlos) axa bxb cxc ... , der erste Vers ist zudem oft verkürzt. Stanze(auch aus Italien) 8zeilige asymmetrische Strophe: Rückgriff auf die Antike Am wichtigsten sind die Odenformen (vermittelt über Horaz) sapphische Ode: (selten, ab und zu bei Platen und Klopstock) - , - , - , , - , - , (3x gleich) - , - , - , , - , - , - , - , - , , - , - , - , , - , (Adoneus zum Schluß) (aus "Los des Lyrikers" von August von Platen) Stets am Stoff klebt unsere Seele, Handlung ist der Welt allmächtiger Puls, und deshalb flötet oftmals tauberem Ohr der hohe lyrische Dichter. häufiger verwendet (vor allem bei Hölderlin): asklepiadeische Ode: - , - , , - | - , , - , - - , - , , - | - , , - , - - , - , , - , - , - , , - , - (z.B. Heidelberg oder die folgende, aus "Der Zürchersee") Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, Das den großen Gedanken Deiner Schöpfung noch Einemal denkt. alkäische Ode: , - , - , | - , , - , - , - , - , | - , , - , - , - , - , - , - , - , , - , , - , - , (z.B. Rückkehr in die Heimat, allerdings hat der Vers in der 1.Zeile bei ihm die Zäsur an einer anderen Stelle, oder die folgende aus "An die Parzen") Nur einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen! Und einen Herbst zu reifem Gesange mir. Daß williger mein Herz, vom süßen Spiele gesättiget, dann mir sterbe. |