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GrundlagenFormbau Betonungen Zäsuren Reime Metrum und RhythmusZwischen Metrum und Rhythmus muß unterschieden werden, letzterer ist die konkrete Behandlung der metrischen Vorlage. Eine Übereinstimmung von Metrum und Rhythmus ist eher ein Zeichen schwächerer Verse: Metrum = Rhythmus = leiern Der Rhythmus äußert sich u.a. auch in der Selbständigkeit der Kola gegenüber dem Metrum und in der spezifischen Verwendungen der Haupt- und Nebenbetonungen, drei Beispiele für identische Metren aber verschiedene Rhythmen: Bei stiller Nacht, zur ersten Wacht Hans Adam war ein Erdenkloß Verschneit liegt rings die ganze Welt siehe auch: Wortfuß Grundsätzliches zum FormbauSind alle Verse eines Textes durch dieselben Regeln bestimmt und gibt es keine Regeln für bestimmte Versgruppen, ist der Text stichisch. (Hexameterepos, Blankversdrama) Gliedert sich der Text außer in Verse auch in Versgruppen für die es eigene Regeln gibt, dann ist er strophisch. Gibt es Regeln für den Text als ganzen (z.B. bestimmte Vers- oder Strophenzahl) dann ist er global geordnet (z.B. Sonett oder Sestine) Wird im Innern eines Verses eine sytaktische Grenze verlangt, dann ist der Vers durch eine Zäsur gegliedert. Sind die Verse nach Größe derart geordnet, daß sie sich als Kombination gleichförmiger Silbengruppen auffassen lassen dann sind sie nach Füßen geordnet (z.B. Blankvers in 5füßigen Jamben, nicht aber der Stabreimvers, der nur die Hebungen regelt.) Die metrischen Regeln sind Normen und gelten auch im Falle ihrer Verletzung; die Abweichungen klären sich aus "höheren Rücksichten" und werden über metrische Lizenzen geregelt: - und so gibt es Lizenzen in jeder Zeit (z.B. der unreine Reim in der Volkslieddichtung (nicht aber im Sonett) der Goethezeit). Abweichungen darüberhinaus müßten sich, um nicht einfach Fehler zu sein, aus sich selbst erklären. In der Versbildung (und Betrachtung) gibt es 3 Arten der Versifikation:
Und so gibt es also 7 Metrik-Typen: a b c 1 + - - 2 - + - 3 - - + 4 + + - 5 + - + 6 - + + 7 + + + Für alle Typen (außer dem 1.) gibt es Beispiele in der deutschen Literatur. Die rein silbenzählenden Verse sind nach der Opitzschen Alternationseinführung praktisch verschwunden. Martin Opitz, Buch von der deutschen Poeterei (1624) - eine Wendung in der deutschen Versgeschichte: einerseits: lediglich Alternation zugelassen (also nur Jamben und Trochäen) - das allerdings erledigt sich schnell. Weckherlin kann als Antipode Opitz' angesehen werden, er vertritt das romanische Versprinzip (Ausdrucksrhythmik - freie Hebungsverteilung) - allerdings hat Opitz zunächst "gewonnen". Klopstock unterscheidet zwischen Vers- und Wortfuß - der Versfuß ist abstraktes Schema, der Wortfuß wird gehört. Schrecklich erscholl der geflügelte Donnergesang in der Heerschar 6 Versfüße: 5 Daktylen 1 Trochäus 4 Wortfüße: - , , - Choriambus , , - , , Pyrrichius, Daktylus - , , - Choriambus , , - - steigernder Jonikus Klopstock steht für die Auflösung des alten Ordnungsdenkens durch Hinwendung zu den antiken Metren und Gattungen - die er dann selbständig weiterentwickelt. Hölderlin ist strenger in der Verwendung der antiken Metren. Eine Konsequenz aus dieser Entwicklung sind die Polymeter Jean Pauls, er gibt auch, z.B. in den Flegeljahren nach Klopstockschen Vorbild, zuerst das Metrum an, Jean Paul nennt den Polymeter auch Streckvers "Gedichte nach einem freien Metrum, so nur einen einzigen (...) Vers haben, den der Dichter beliebig verlängert, seitenbogenlang." Der Taktbegriff kann helfen, z.B. Pausen zu markieren\\ - bei Versen mit Füllungsfreiheit ist es besser in Takten, denn in Füßen zu denken. Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün ~ - , - , - , (-) , - , - , - (, -) (das heißt Katalexe, - es fehlt etwas am Schluß) Das Gedicht ist ein "doppeltes Kontinuum" - in Sätze und in Verse geteilt. BetonungenBetonungswerte: , unbetonte Silbe ; auf die vorangegangene (Him-mel) oder . nachfolgende (Ge-sicht) Hebung bezogen , auch als abstrakte Senkung, wenn nicht differenziert werden soll - betonte Silbe ~ als schwebende Betonung (Angleichung von Hebung und Senkung) die klassischen Kombinationen: , - Jambus - , Trochäus , , - Anapäst - , , Daktylus auch: - - Spondäus , - , Amphibrachus (sie nahen, sie kommen - häufig statt der Daktylen) und , , , Tribrachus x als isolierte Betonung Der Unterschied zwischen Jambus und Trochäus ist sehr schön im nachfolgenden Beispiel von Conrad Ferdinand Meyer zu sehen: Zu Walde flücht ich, ein gehetztes Wild, Indes der Abendhimmel purpurn quillt, Ich lieg und keuche. Zu mir rinnt herein Ein stilles Bluten über Moos und Stein. und in der Umarbeitung In den Wald bin ich geflüchtet Ein zu Tod gehetztes Wild, Da die letzte Glut der Sonne Längs der glatten Stämme quillt. Keuchend lieg ich. Mir zu Seiten Blutet, siehe, Moos und Stein - Strömt das Blut aus meinen Wunden? Oder ist's der Abendschein? Fußmetrische Beschreibungen gelten nicht für Verse, die nur nach Hebungen gezählt werden. Versübergänge,die die Hebung-Senkungs-Folge über die Versgrenze hinaus fortsetzen heißen gefugt (ungefugt im anderen Fall). Tonbeugung: Das Metrum diktiert eine Betonung wo normalerweise keine ist. Zäsuren und Übergänge Ein Hiatus ist das Zusammentreffen eines auslautenden Vokals mit dem Anlautvokal des folgenden Wortes: "nah am" Beim enjambement (auch zwischen Strophen) gibt es harte und glatte. Das harte trennt Syntagmen (grammatisch und logisch eng verbundene Wortgruppen, - Adjektivattribut+Substantiv z.B. oder Subjekt und Prädikat) Es gibt auch "morphologische enjambements" - Trennung eines Wortes an der Versgrenze. Das enjambement dient entweder der Betonung, der Aufladung (wie z.B. bei Hölderlin): Die Liebenden aber Sind, was sie waren; sie sind Zu Hause, wo die Blume sich freuet... oder aber - ganz im Gegenteil - zum Überspielen des Versendes, um den Rhythmus fließend zu erhalten (wie beim jungen Rilke z.B., der ältere Rilke, wie in den Elegien, wendet sich zu Hölderlin zurück) Zäsuren innerhalb eines Verses sind auch glatt oder hart. Harte Fügungen sind z.B. innerhalb eines Verses ein Satzende und der Beginn eines neuen. Eine vom Metrum geforderte Zäsur gibt es z.B. im Alexandriner : 12-13 Silben, abhängig von der Kadenz , - , - , - | , - , - , -(,) du sihst wohin du sihst, nur Eitelkeit auf Erden (Gryphius) (Mit dieser Mittelzäsur wird gerne auch verschleiernd gearbeitet) Ein ganz besonderes Beispiel stammt von Laurentius von Schnüffis (1633-1702, d.i. Johann Martin) - wenn man die Halbverse auseinandernimmt ergibt sich ein anderer Sinn, als wenn man sie zusammenlässt: Glückseelig wer ich ja Wann ich dein eigen wer Ach schönste Sylvia Der ist glückseelig sehr Den dein Gunst bestrahlt Der wird mit Gold bemahlt Drumb hast O Schäfferin Mein Herze Lieb und Sinn Wann du mich wurdest hassen Müsst ich mein Leben lassen O schandlich Crocodil Der dich nicht lieben will Der ligt in Finsternüssen Der nichts von dir will wissen Bey mir noch platz noch statt Ein ander Hirtin hat. Glückseelig wer ich ja wann du mich wurdest hassen Wann ich dein eigen wer müsst ich mein Leben lassen Ach schönste Sylvia O schandlich Crocodil Der ist glückseelig sehr der dich nicht lieben will Den dein Gunst bestrahlt der ligt in Finsternüssen Der wird mit Gold bemahlt der nichts von dir will wissen Drumb hast O Schäfferin bey mir noch platz noch statt Mein Herze Lieb und Sinn ein ander Hirtin hat. siehe auch: Hexa-+Pentameter ReimstrukturenEndreime: Paarreim aabb Kreuzeim abab (axax halber Kreuzreim) Blockreim abba Haufenreim aaa...bbb... Schweifreim aabccb (Unterbrechung zweier Paarreime durch einen dritten) Kettenreim das Wort am Zeilenende und ein Wort im Innern der folgenden Zeile sind durch Reim verbunden: Beispiel von Fr. Schlegel: "Wenn langsam Welle sich an Welle schließet Im breiten Bette fließet still das Leben Wird jeder Wunsch verschweben in den einen" Waisen nichtgereimte Verse Körner Verse die sich erst in einer anderen Strophe reimen männliche Reime einsilbig, betont Assonanzen: Gleichklang nur der Vokale in den betreffenden Worten: Stabreim (Alliteration): Weiche Wotan Der Reim als Argument: "Heute rot, morgen tot", die Form, die den Inhalt schafft. "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" |