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Grundlagen

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Notation

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Technik der Versnotation

Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3


Erfordernisse

Theorie

Jeder konkrete Text hat einen Ryhthmus, worin Ryhthmus im uneigentlichen Sinn gebraucht wird. Es handelt sich eher um eine Form der Akzentuierung.
Wir müssen hier möglichst verkürzen.
Metrum ist abstrahierte Akzentuierung, sie erhält dann einen Sinn, wenn sie induktiv aus dem Vergleich mehrerer akzentuierter Zeilen gewonnen werden kann. Der Schreibe-Prozeß geht sicherlich eher so voran, dass der Autor über seinen Text eine Metrik setzt, an der er sich orientiert. Die Akzentuierung der konkreten Zeile verwirklicht das Metrum, aus diesem Zusammenspiel entstehen die rhythmischen Mikrostrukturen.

Zeichen

Inventar

Rhythmus (konkrete Akzentuierung) und Metrum müssen den gleichen Zeichensatz haben, da dieses die allgemeine Form von jenem ist. Bei Zeichen, die nur für die Rhythmik gedacht sind (z.B. Hochkomma ') werden extra kommentiert.
Eine Versnotation muß so ausfallen, dass Silben an derselben Position im Vers in der Notation untereinander stehen; dies braucht einen Festbreiten-Font. Zur Abbildung müssen die Verse in example-tags geschweift werden.
Zeilenziffern links am Rand sowie rechts als |1| usw.
Faustregel (keine "Gesetze") Akzente (Hebungen) werden durch Zeichen oberhalb der Grundlinie, Nicht-Akzente (Senkungen) durch Zeichen auf der Grundlinie notiert.

- (Querstrich)Normale Hebung (Akzent).
^ (Winkel)Rhythmik: Beugung ; z.B. A-mei-se -.^ statt -..
_ (Unterstrich)Rhythmik: ein Zusammenschluß von 1 metrisch geforderten Senkungen zu 1 Hebung.
. (Punkt)Unbetonte Silbe, der folgenden Hebung zugeordnet.
, (Komma)Unbetonte Silbe, der vorangehenden Hebung zugeordnet.
: (Doppelpunkt)(Rhythmik?) Unbetonte Silbe, schwebend zwischen Hebungen. Absolute Silbe.
; (Semikolon)Rhythmik : Verschliffene Senken, Senkungsfüllung (Bindung wird nicht bezeichnet)
o (Leerzeichen)Ryhthmik : Zur vertikalen Ausrichtung. Geforderte, nicht verwirklichte\ Senkung.
' (Hochkomma)Metrik: Fakultative Senkung (etwa fakultativ weiblicher Reim oder Auftakt)
~ (Tilde)Rhythmik: Von der Metrik geforderte, nicht erfüllte Hebung
| (Strich)Zäsur

Es wird nicht alles notiert. Vorhandensein und Nichtvorhandensein von Auftakten oder weiblichen Versschlüssen gehen aus dem Zusammenhang hervor. Aus der Notationsweise geht hervor, dass in den Folgen -.- und -,- leichte Zäsuren sind, und zwar vor dem Punkt und nach dem Komma.

Beispiel 1 : Mondnacht

                                            1234567
 1    Es war, als hätt der Himmel      | 1| .-.-.-,
      die Erde still geküßt            |  | .-,-.-
      dass sie im Blütenschimmer       |  | .-.-:-,
 4    von ihm nun träumen müßt.        | 4| .-.-,-
                                       |  |
 5    Die Luft ging durch die Felder,  | 5| .-:-.-,
      die Ähren wogten sacht,          |  | .-,-,-
      es rauschten leis die Wälder,    |  | .-,-.-,
 8    so sternklar war die Nacht.      | 8| :-,-.-
                                       |  |
 9    Und meine Seele spannte          | 9| :-,-,-,
      weit ihre Flügel aus,            |  | '-,-,-
      flog durch die stillen Lande,    |  | '-.-,-,
 12   als flöge sie nach Haus.         |12| .-,-.-

Damit schlage ich als Metrum vor:

   .-:-:-'

   1234567

1 .-.-.-,

   .-,-.-
   .-.-:-,
   .-.-,-
 ='= | =Hochkomma=    | **Rhyhtmik**: Von der Metrik geforderte, nicht erfüllte Senkung

5 .-:-.-,

   .-,-,-
   .-,-.-,
   :-,-.-

9 :-,-,-,

   '-,-,-
   '-.-,-,
   .-,-.-

Hier läßt sich das Spiel der Senkungen in ihren verschiedenen Zuordnungen gut verfolgen!

Beispiel 2: Erlkönig

Beim Erlkönig setze ich mein Metrisches Modell voran. ich denke, es sind zwar dreihebige Versfüße, aber weder Daktylen noch Anapäste, sondern eine (im Griechischen vielleicht gar nicht existierende) systematisch geforderte Dritte Form, die ich als Arbeitstitel "Tripodien" nenne. Daktylos hat den Akzent am Anfang, Anapäst am Ende, und die große Gefahr des Anapästes im Deutschen ist es, dass er in Daktylen umkippt. Daher müssen auch metrisch die daktylischen und anapästischen Reihen verschieden notiert werden: -,,-,,-,, gegen ..-..-..- und nun wird sichtbar, was -systematisch- eigentlich möglich wäre : .-, der Tripod. (Einzelne Anapäste kommen vor, z.B. in 5: bang dein Gesicht ..-) Dabei ist für das rhythmische Funktionieren des Erlkönigs wichtig, an welchen Stellen in der rhythmischen Umsetzung die Senken eingespart werden (eine "freie Senkungsleerung" sozusagen). In dieser rhythmischen Notierung wird gefordert, dass zum Beispiel er hat den Knábèn wohl in dem Arm der Rhythmus nicht durch Längung von Knaaa-ben das Metrum wiedergibt (oder gar Knábèn wòhl ín dem Árm) sondern normal Knábèn mit einer folgenden kleinen Pause. Auch scheint Willst feiner Knabe du mit mir gehn in der Betonung auf fein anstatt auf Willst eher unbeholfen.

                                                     METRUM: .-,.-,.-,.-

  1   Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?          | 1| .-,.- .- .-
      Es ist der Vater mit seinem Kind.                 |  | .- .-,.-, -
      Er hat den Knaben wohl in dem Arm,                |  | .- .-, -..-
      Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.             |  | .- .-,.- .-
                                                        |  |
  5   Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?    | 5| .- .-,.-..-
      Siehst Vater, du den Erlkönig nicht!              |  |  -..- .-..-
      Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?             |  | .-, -,.- .-
      Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.                |  | .- .- .-, -
                                                        |  |
  9   Du liebes Kind, komm geh' mit mir!                | 9| .-, - .- .-
      Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir,             |  | .-, -, -..-
      Manch bunte Blumen sind an dem Strand,            |  | .-, -, -..-
      Meine Mutter hat manch gülden Gewand.             |  | ;-, - .-,.-
                                                        |  |
 13   Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,      |13| .-,.-,.-,.-
      Was Erlenkönig mir leise verspricht?              |  | .-, -,.-,.-
      Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,               |  |    .-,;-,.-
      In dürren Blättern säuselt der Wind.              |  | .-, -, -,.-
                                                        |  |
 17   Willst feiner Knabe du mit mir geh'n?             |17|  -..-,.- .-
      Meine Töchter sollen dich warten schön,           |  | ;-, -,.-, -
      Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn        |  | ;-, -,.-,,-
      Und wiegen und tanzen und singen dich ein.        |  | .-,.-,.-,.-
                                                        |  |
 21   Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort  |21| .-,.-,.-,,-
      Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?                |  |  -,,-,.-,,-
      Mein Sohn, mein Sohn, ich seh'es genau:           |  | .- .- .-,.-
      Es scheinen die alten Weiden so grau.             |  | .-,.-, -,.-
                                                        |  |
 25   Ich lieb dich, mich reizt deine schöne Gestalt,   |25| .-,.-..-,.-
      Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!   |  | .-,,-,.-..-
      Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an,    |  | .-,.-,.-..-
      Erlkönig hat mir ein Leids getan.                 |  |  -,,-,.- .-
                                                        |  |
 29   Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,         |29| .-, -,.-,.-
      Er hält in den Armen das ächzende Kind,           |  | .-..-,.-,,-
      Erreicht den Hof mit Mühe und Not,                |  | .- .- .-,.-
      In seinen Armen das Kind war tot.                 |  | .-, -,.- .-

Es wäre wirklich eine Überlegung wert, ob die Gruppierung der Senkungen um die Hebungen nicht eine systematische metrische Rolle spielt!

Beispiel 3: Die Made

 1 Hinter eines Baumes Rinde        |1| -,.,-,-,
   wohnt die Made mit dem Kinde.    | | ..-,..-,
   Sie ist Witwe, denn der Gatte    | | ..-,..-,
   den sie hatte, fiel vom Blatte.  | | ..-,..-,
 5 Diente so auf diese Weise        |5| -,-.-,-,
   einer Ameise als Speise.         | | .,-...-,

Ich denke, das Metrum hier ist eine Folge gleichrangiger Silben(:::::::), deren Akzentuierung allein im Vortrag, durch Rhythmisierung, geleistet wird.

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Page last modified on July 21, 2007, at 09:59 PM