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Grundlagen

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VorschuleDerAesthetik

Jean Paul

In der "Vorschule der Ästhetik" zählt er Rabelais und seinen deutschen "Bearbeiter" Fischart (Geschichtsklitterung) zu den Begründern des komischen Romans.

"An Sprach- und Bilder- und sinnlicher Fülle übertrifft Fischart weit den Rabelais und erreicht ihn an Gelehrsamkeit und aristophanischer Wort-Schöpfung; er ist mehr dessen Wiedergebärer als Übersetzer; sein goldhaltiger Strom verdiente die Goldwäsche der Sprach- und der Sittenforscher." (2001, S.142, Anmerkung)

"Witz (ingenio) ist das spielende Anagramm der Natur, die Phantasie ist das Hieroglyphen-Alphabet derselben."

"Witz ist sinnlicher Scharfsinn, Scharfsinn abstrakter Witz."

"Der zweite wahre Reiz des Wortspiels ist das Erstaunen über den Zufall, der durch die Welt zieht, spielend mit Klängen und Weltteilen. Jeder Zufall als eine wilde Paarung ohne Priester, gefällt uns vielleicht, weil darin der Satz der Ursächlichkeit (Kausalität) selber, wie der Witz, Unähnliches zu gatten scheinend, sich halb versteckt und halb bekennt." (2001, S.193)

"Ein dritter Grund des Gefallens am Wortspiele ist die daraus vorleuchtende Geistes-Freiheit, welche imstande ist, den Blick von der Sache zu wenden gegen ihr Zeichen hin;" (S.194)

Und in der "Kleinen Nachschule zur ästhetischen Vorschule" - als Wendung gegen die abstrakte Seite des Wortspiels:

"Noch erbärmlicher fährt der Leser, und noch behaglicher fährt der Schreiber, wenn die poetische Musaik wie ein Setzer lieber zu Buchstaben greift anstatt zu Worten. Ein solcher Abcschütze - der nach Buchstaben zielt - findet seine Buchstabenrechnung dabei, entweder wenn er sie aufjagt, oder wenn er sie erlegt. Letztes geschieht, wenn man wie Brockes ein Gedicht ohne R schreibt - als wäre man ein Sineser, der auch in der Prose keines hat, oder jener alte Epiker, der in jedem Gesange einen andern Buchstaben ausließ [...] Die zweite Art, die positiven Abcdarier, suchen einen besonderen Genuss zu gewähren - nämlich sich selber - durch die Anfangsbuchstaben jeder Verszeile, welche, herabwärts gelesen, ein Wort vorstellen, z.B. den hohen Namen irgendeines Gönners. Möge dieser einen solchen abcdarischen Psalmisten belohnen! Ich geb' ihm keinen Pfennig für sein Abc der Anschauung unerquicklicher Mühen." siehe auch:
Vermischtes (Paul Celan)

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Page last modified on September 02, 2009, at 10:00 PM